Sechs junge Kurzfilme gewinnen beim 27. Jugendfilmpreis Sachsen-Anhalt
400 begeisterte Zuschauer*innen, 26 nominierte Filme und fünf glückliche Gewinner*innen: im Schauspielhaus Magdeburg wurden am Sonntag beim Jugendfilmpreis Sachsen-Anhalt bereits zum 27. Mal junge Filmemacherinnen und Filmemacher des Landes ausgezeichnet. Das rund sechsstündige Programm umfasste alle Genres: fantasievolle Schülerproduktionen, spannende Spielfilme, anspruchsvolle Dokumentarfilme, Musikvideos mit selbstgemachter Musik, überraschende Experimentalfilme und aufwändige Animationen.
„Sanftes Blech“ und „Gedanken über Kunst“ gewinnen in der Kategorie „Masterclass“
Der erste Preis in der Kategorie „Masterclass“ wurde gleichberechtigt geteilt: 500 Euro erhielt der 15minütige Dokumentarfilm „Sanftes Blech“ des 26jährigen Anas Salaheldin aus Ägypten, der den Film während seines Europäischen Freiwilligendienstes im Offenen Kanal Magdeburg gedreht hatte. „Sanftes Blech“ portraitiert in 15 sehr dichten Minuten die Geschichte des Musikers und ehemaligen Orchesterleiters Stephan Senftleben, der nach einer Erkrankung seinen Beruf aufgeben musste und seitdem Straßenmusik macht. „Der Film findet“ – so die Jury – „spannende und durchdachte Bilder, um uns Stephans Welt zu zeigen. Sein kleines Reich, in dem sich Musiknoten bis unters Dach stapeln, der gepflegte, aber eigensinnige Hof und Garten und auch die poetischen Bilder leerer Straßen während der Coronazeit. (…)“Sanftes Blech“ ist ein sehr reifer Dokumentarfilm, der es schafft, einen direkten Bezug zwischen seinem Protagonisten und den Zuschauenden herzustellen.“
Ebenfalls mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurde der 7-minütige Schwarz-Weiß-Film „Gedanken über Kunst“ der beiden 20jährigen Studenten Jonathan Louis Mohr und Oliver Zech. Der Film war im Sommer im Rahmen des Jugendfilmcamps Arendsee produziert worden. Das „radikale Pamphlet“ mit seinen Gedanken über Kunst changiere zwischen Ironie, bitterem Ernst, philosophischem Anspruch und grobem Unfug, so der Laudator und Filmproduzent René Perraudin in seiner Laudatio: “Überraschender kann ein Film von Jugendlichen, die noch ganz in den Anfängen stehen, kaum sein. Alles kommt zusammen: eine originelle Grundidee, ihre kluge szenische Ausarbeitung, ein hohes Maß an konzeptioneller Eigenständigkeit und eine verblüffende Sicherheit in der ästhetischen Umsetzung.“
“Der Kuriositär“ und „Alles anders“ gewinnen in der Kategorie „Newcomer“. Lobende Erwähnung für „Mentem“
Den ersten Preis in Höhe von 500,00 Euro gewann das Team um den 20jährigen Medienstudenten Luca Joel Spirka von der Hochschule Harz. Der 10-minütige Film erzählt vom letzten Jahr eines Schriftstellers und Journalisten in einem Land, das sich im politischen Niedergang befindet. Die Jury überzeugte neben dem „durchdachten Storytelling auch das originelle Zusammenspiel von Realfilmszenen und computergenerierten Sequenzen in Kombination mit verschiedenen Zeitebenen, die durch Farbe, unterschiedliche Bildformate und durch gekonnt gesetzte, cleane Kameraeinstellungen in Szene gesetzt wurden.“ Und: „Die eigens von Luca Joel Spirka komponierte Musik untermalt die düster angehauchte Story verleiht dem Film das gewisse Extra.“
Der zweite Platz in Höhe von 300,00 Euro geht an den Animationsfilm „Alles anders“ der 17jährigen Ukrainerin Yeva Shcherban, die nach ihrer Flucht aus Charkiv jetzt in Magdeburg lebt. Thema der 6-minütigen Animation ist die radikale Veränderung, die der Krieg und die anschließende Flucht mit sich bringen. „Alles anders“ so der Filmjournalist und Laudator Robert Gryczke „spielt mit Emotionen, Genres und Filmtechniken und erzählt ebenso mitreißend wie stilbewusst eine sehr aktuelle Geschichte“.
Eine lobende Erwähnung sprach die Jury für den 4-minütigen Film „Mentem“ des Filmteams um den 17jährigen Moritz Christjani aus Burg aus. Der Film über den Tod eines Mitglieds einer Freundesgruppe imponiere mit seiner Direktheit, seiner „überwältigenden Emotionalität“ und der „stilbewussten Bildsprache.“ Mit der lobenden Erwähnung möchte die Jury das junge Filmteam ausdrücklich ermuntern, „genauso ausdrucksstark weiterzumachen.“
„Alles nur ein Traum“ gewinnt in der Kategorie „ABC-Teams“
In der Kategorie der medienpädagogisch begleiteten „ABC-Teams“, gewann der 90sekündige Trickfilm „Alles nur ein Traum“ von Kimberly Herzog und Carlotta Wesing. Der Film war in einem Projekt des Offenen Kanals Wettin mit einer 9. Klasse am Burggymnasium in Wettin entstanden und erzählt in wenigen liebevoll handgemalten Bildern den schönen Tagtraum eines Mädchens in der deprimierenden Isolation während des Corona-Lockdowns. Die Jury lobte die „künstlerisch hoch aufwändige Gestaltung“, die doch „leise und ohne aufregende Effekte“ auskommt. Der Film sei „ein berührendes, sehr ehrliches Zeitdokument“.
Den Publikumspreis konnte der ebenso unterhaltsame wie lehrreiche Film „10 krasse Fakten über Wirbellose – Wandelnde Blätter, Skorpione, Fauchschaben und noch mehr verrückte Tierchen des 16jährigen Salzwedlers Sebastian Kilanowitsch mit nach Hause nehmen.
In diesem Jahr waren insgesamt 86 Kurzfilme, an denen rund 750 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beteiligt waren, zum Jugendfilmpreis Sachsen-Anhalt eingereicht worden. Die Filme gewähren einen einzigartigen Einblick in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und zeigen auf vielfältige Art und Weise, wie kreativ, mutig und engagiert der Filmnachwuchs im Land ist.
Seit 27 Jahren bietet der Preis jungen Menschen eine eigene Plattform, um ihre ersten Werke einem großen Publikum zu präsentieren. Der Jugendfilmpreis wurde 1994 von den Offenen Kanälen des Landes ins Leben gerufen und wird unterstützt von der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, dem Ministerium für Kultur Sachsen-Anhalt, der Landeszentrale für politische Bildung, der Lotto-Toto-GmbH Sachsen-Anhalt und dem Theater Magdeburg.
Die Gewinnerfilme des 27. Jugendfilmpreises Sachsen-Anhalt sendet der Offene Kanal Magdeburg am kommenden Mittwoch um 18.00 und 22.00 Uhr in seinem Programm und im Live-Stream unter www.ok-magdeburg.de
Die Filme werden in Kürze auch online zu sehen sein.